Mit der Initiative „StoP“-Stadtteile ohne Partnergewalt wurde eine auffällige Bank mit Informationsmaterial – etwa der Nummer der Frauenhelpline gegen Gewalt 0800 222 555 – am Martin Luther-Platz in Wels aufgestellt, direkt seitlich neben dem Eingang der Christuskirche. „Sich ausrasten und miteinander plaudern statt ausrasten“ scheint die Bank förmlich zu sagen.

Weihnachten und Advent sind klassische Zeiten, in denen das Gewaltpotential in Beziehungen und Familien zunehmen; auch Trennungen passieren in dieser Zeit häufig. Viele Ansprüche prallen aufeinander. Und Österreich weist immer wieder eine erschütternd hohe Anzahl an Femiziden auf. Die Tötung von Frauen ist eine extreme Form von Gewalt. Die eigentliche Botschaft von Weihnachten ist aber, dass Gott den Menschen nahekommt. Das kleine Kind Jesus ist der Christus, der Friedensfürst, ein Herrscher, der gewaltfrei auftritt. Insofern habe die Bank auf dem Platz vor die Christuskirche eine sehr wichtige Botschaft gegen die Gewalt in dieser Zeit, meint Pfarrerin Elizabeth-Morgan-Bukovics.

Pfarrer Roland Werneck ist bereits ein bekanntes Testimonial für „StoP“ und lieh seinen Kopf im vergangenen Jahr einer Plakatkampagne.

Auch Peter Koits, Welser Altbürgermeister, Mitglied der evangelischen Pfarrgemeinde und ehemaliger Bezirksstellenleiter des Roten Kreuzes, unterstützt die Initiative und steht symbolisch dafür, dass alle Teile der Zivilgesellschaft zusammenhelfen müssen, um darauf aufmerksam zu machen, dass in Österreich Gewalt in Beziehungen passiert. „Jeder kann etwas dagegen tun, dass Gewalt im eigenen Umfeld auftritt.“ – Entsprechend diesem Motto hat diese Bank Stadtrat Thomas Rammerstorfer gespendet.

Die Bänke sind Teil des Konzeptes von StoP, das in Hamburg entwickelt wurde. In Wels wird StoP vom Frauenhaus getragen. Yasmin Ramelmüller betreut die „Bankerl-Aktion“. Es ist ihr gerade in dieser Zeit wichtig zu sagen: Gewalt passiert in Partnerschaften. Wir sollten darauf aufmerksam sein, miteinander darüber reden. Auch die Anlaufstellen, an die sich betroffene wenden können, sollten bekannt sein. Gut sei es auch, wenn immer mehr Menschen Warnsignale und Gefahrenzeichen wie etwa Abwertung, Besitzdenken, Kontrolle, Isolieren, fehlendes Akzeptieren von Grenzen, das Erzeugen von inneren Zweifeln oder ein Kleinreden von Gewalt erkennen können.

„Dass Partnerinnen auch Gefährderinnen sein können, ist uns als Sozialarbeiterinnen natürlich bewusst, aber weil eben 90 % männlich sind richtet sich StoP konzeptionell tatsächlich an Frauen. Die Männerinfo ist Anlaufstelle für Männer.“ Ramelmüller organisiert auch in den Stadtteilen von Wels Informationstreffen. Interessant ist, dass es in Wels einen Frauen- und einen Männertisch von StoP gibt, was es sonst nur noch an zwei weiteren Orten in Österreich gibt. Auch Informationsabende, die sich an ältere Personen richten, seien im kommenden Jahr geplant.

Miteinander in Kontakt zu sein und darüber zu reden, wie es einem geht, gerade in der Nachbarschaft. Das ist wichtig, um Gewalt zu verhindern. Die Evangelische Pfarrgemeinde Wels möchte in ihrem Stadtteil dazu Verantwortung übernehmen – und einen Ort zum Durchatmen und miteinander Reden bieten.