Wer die Stadt Wels besucht, wird sehr schnell die zentral gelegene Christuskirche entdecken. Sie wurde im 19. Jahrhundert gebaut und im Juni 1852 eingeweiht. Historisch bedeutsam ist, dass hier der erste evangelische Kirchenbau in Österreich entstanden ist, der mit einem Turm errichtet werden durfte. Das war durch die Aufhebung vieler Einschränkungen des Toleranzpatents möglich geworden.
Wer die Kirche betritt, liest hoch über dem Altarraum die Worte: „Gott ist die Liebe“. Ein kurzer Satz aus dem ersten Johannesbrief des Neuen Testaments. Tröstend, stärkend, ermutigend. Vielleicht aber auch ein Satz, der Widerspruch provoziert, weh tut, traurig stimmt. Es hängt wohl von der jeweiligen Lebenssituation ab, ob und in welcher Weise uns diese Worte ansprechen. Ein Hochzeitspaar, das zur Trauung in die Kirche einzieht: Gott ist die Liebe – keine Frage. Eltern, die ein Kind zur Taufe bringen: Gott ist die Liebe – ja, das stimmt, wir sind so dankbar. Eine Trauergemeinde, die sich zur Verabschiedung eines viel zu früh verstorbenen jungen Menschen einfindet: Gott ist die Liebe? Wir sind verzweifelt, ja zornig!
Wie viele Menschen haben diese Worte schon gelesen. In guten und in schweren Zeiten. Nicht nur die Gottesdienstbesucher, auch die vielen, die untertags kurz die Kirche besuchen, um im Getriebe des Alltags innezuhalten.
„Gott ist die Liebe“ – der Brief wagt diesen Satz, indem er seine Leserinnen und Leser auf Jesus Christus verweist. Er verleiht der Liebe Gottes ein Gesicht, gibt ihr Farbe und Ausdruck. In ihm hat sich die Liebe Gottes zu uns auf den Weg gemacht. So sind diese Worte immer in Verbindung mit Jesus Christus zu lesen. Bei ihm haben alle einen guten Platz. Große und Kleine, Gesunde und Kranke, Fröhliche und Traurige. Sein Haus steht offen. Ein Ort, an dem sie aufatmen können.