Samstag, 3.9. 2011
Wenn man in eine neue Wohnung oder in ein neues Haus umzieht, gibt es viel zu tun. Regale wollen zusammengebaut, Lampen installiert, Bilder aufgehängt werden.
Ich bewege mich eher selten in der Welt der Baumärkte, aber der Umzug unserer Familie hat mich in den letzten Wochen diese Welt näher kennenlernen lassen. Ich staune, wie viele handwerklich begabte Männer und Frauen es in Österreich gibt und gebe zu, dass ich manchmal etwas neidisch werde, weil bei mir diese Fähigkeit eher mäßig ausgeprägt ist.
Anleitungen zum Zusammenbau von Regalen oder Schränken machen mich schon beim ersten Anblick nervös, weil ich mir sicher bin, dass ich wieder irgendeine Schraube vergessen oder ein Brett verkehrt einbauen werde.
Aber dann entwickle ich eben doch den Ehrgeiz, mit all den Bastlern und Bastlerinnen mithalten zu können und möchte, dass das fertige Produkt zum Schluss möglichst perfekt aussieht.
Meistens muss ich aber bald einsehen, dass ich meinen eigenen Ansprüchen nicht gerecht werde. Schon wieder habe ich ein Loch an der falschen Stelle gebohrt, schon wieder hängt ein Regal nicht ganz gerade an der Wand.
Ich nehme mir vor, meinen Perfektionsanspruch loszulassen, lasse mich von meiner Frau trösten, dass das ja alles nicht so schlimm sei, aber es wurmt mich trotzdem.
Im Radio höre ich ein Interview mit einem jungen Dirigenten, der es wunderbar findet, dass er noch nicht perfekt ist, dass er Fehler machen darf. Ich bin dankbar für diese Botschaft zur richtigen Zeit und wünsche mir, dass sie von vielen Menschen beherzigt wird.
Ich bin nicht perfekt und muss es auch nicht sein. Ich darf Fehler machen und freue mich darüber.